Aufstieg auf den Vulkan Barú
Wenn Touristen wie wir in Panama sind, dann gehört der kleine Ort Boquete wohl zu einem der „muss“ Ziele in Panama. Boquete zeichnet sich durch das milde Klima, Kaffee und eine vielfältige Natur. Neben diesen Möglichkeiten seine Zeit in Boquete wertvoll zu verbringen, sind es aber auch diverse Wander-Tracks, die sich um die Gegend tummeln. Eines der Höhepunkte und demnach viel besuchten Tracks ist der Aufstieg auf den höchsten Berg Panamas. Der Barú, ein inaktiver Vulkan mit einer Gesamthöhe von 3475 Meter.
Wanderung bei Nacht – perfekt, um den Sonnenaufgang auf 3475 Meter zu erleben
Es gibt zwei Möglichkeiten die Spitze des Vulkan Barú zu erreichen.
Wandern:
Hier stehen zwei Tracks zur Auswahl. Der einfachere ist eine geröllig und steile Schotterpiste, während der andere eine abwechslungsreicherer, aber auch anspruchsvollerer Bergsteig-Track ist. Die meisten Wanderer und Naturliebhaber wählen den der Schotterpiste, da dieser sicherer und für die allermeisten ohne viel Erfahrung zu haben machbar ist. Er ist dafür aber monotoner.
Mit dem Jeep:
Viele Touristen nehmen den angenehmen Weg und nehmen eines der Jeeps, die sich den Weg nach oben bahnen. Das dürfte sehr nervenaufreibend sein, denn die Schlaglöcher und teilweise sehr großen, losen Steine fordern die Jeeps bis auf ein Maximum. Achsbrüche oder platte Reifen gehören hier wohl regelmäßig dazu. Wer bereit ist etwa 150 Dollar für hoch- und runter auszugeben, spart sich rund 26 km Fußweg. Für die gesamte Wanderung kannst du in etwa 12h einplanen, deshalb ist es wichtig, einen geeigneten Startzeitpunkt zu wählen. Wir haben den Einstieg um 0:30 gewählt, um so pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Dach des Barú stehen zu können. Wir sind mit Stirnlampen und zu viert gestartet.
13 Km bergauf und 5 Stunden Dunkelheit
Wir hatten das Glück, Nadine und Philipp nur wenige Tage vorher in unserem Hostel kennenzulernen. Beide sind ebenfalls für längere Zeit unterwegs und schnell haben wir uns zusammen getan, um die Wanderung anzugehen.
Das ist auch eine der wichtigsten Empfehlungen, die ich dir an dieser Stelle mitgeben kann: Sucht euch weite Mitstreiter, denn in einer größeren Gruppe ist es nicht nur sicherer, sondern auch mental viel einfacher.
Der Einstieg
Der Einstiegspunkt für den Aufstieg auf den Vulkan Barú ist am besten mit dem Taxi zu erreichen, sprecht hier einfach einen der vielen Taxifahrer an. Die kennen sich vor Ort aus und fahren regelmäßig Touristen dorthin. Wir haben von Boquete Zentrum 20 Dollar bezahlt. Einen Fünfer für jeden, was für die Uhrzeit gewiss angemessen ist. Den Taxifahrer sucht ihr euch am Tag und macht mit ihm eine Uhrzeit aus, wann er euch in der Nacht abholen soll.
Kurz nach dem Ausstieg aus dem Taxi kommt ein Kontrollpunkt, hier ist eine Hütte und eine Schranke von weiten zu erkennen. Wir haben verschiedene Versionen gehört, so soll am Tag der Aufstieg nur mit einem Guide erlaubt sein und zusätzlich ein paar Dollar Eintritt kosten. Das fanden wir natürlich überhaupt nicht cool, zumal der Weg in dem Sinne nicht sonderlich zum Verlaufen einlädt. Wenn du nachts aufsteigst, empfiehlt es sich also, die Stirnlampen auszuschalten und möglichst unbemerkt am „Eingang“ des Weges vorbeizugehen. Nachdem wir diese Stelle passiert haben, schalteten wir unsere Stirnlampen ein.
Der Aufstieg
Der Aufstieg hat insgesamt eine Distanz von 13 km und etwa 2000 Höhenmeter, es sollte also nicht lange dauern, bis uns klar war, das wird kein lockerer Nachtspaziergang. Der Lichtkegel der Kopflampe hat nur eine ungefähre Vorstellung von dem gegeben, was sich vor uns auf dem Weg befindet.
Wunderschön war dafür der Sternenhimmel, denn wir hatten Glück und die Sicht auf tausende von hellen Punkten im Nachthimmel war frei. Es war etwas surreal, die grellen Reflexionen des Lichts unserer Lampen von den hunderten Steinen auf dem Boden und das reflektierte Licht aus Millionen von Lichtjahren entfernter Sterne. Ungefähr so gestalteten sich auch die nächsten Kilometer, Schritt für Schritt ging es nur langsam voran, jedoch mit dem Wissen, dass der Gipfel immer näher rückt.
Ab einer Höhe von 3000 m und den spürbar kühleren Temperaturen wurde es auch zunehmen für den Kreislauf anstrengender. Das war auch daran zu erkennen, als dass wir sogar zwei Gruppen vor uns überholt haben. Fit zu sein und regelmäßig zu wandern oder gar Sport zu machen, zahlt sich also aus.
Gegen 5:30 erreichten wir das obere Plateau, auf diesem sind lauter Funkmasten und Antennen aufgebaut. Der Vulkan Barú eignet sich aufgrund seiner Höhe gut für die Verteilung der Funknetze der Region. Bis hierhin fahren auch die Jeeps, welche uns kurz nachher erreichten. Die letzten etwa 100 Höhenmeter bis zum wirklichen Gipfel und höchsten Punkt Panamas muss jeder zu Fuß gehen. Das letzte Stück ist in der Dunkelheit noch mal ordentlich anspruchsvoll und du solltest hier besonders konzentriert bleiben.
Wir haben das weiße und massive Gipfelkreuz also kurz vor 6.00 Uhr morgens erreicht und waren mächtig stolz auf uns. Plane also gut 5 – 6 Stunden Zeit ein, wenn du pünktlich zum Sonnenaufgang ankommen möchtest.
Wenn die Sonne zwischen Pazifik und Karibik aufgeht
Der Gipfel des Barú ist zwar nicht das Dach der Welt, bietet jedoch einen einmaligen und den auf der Erde einzigen Punkt, wo du den Pazifischen und karibischen Ozean gleichzeitig sehen kannst. Zugegeben, etwas Glück und freie Sicht werden benötigt. Eben dieses Glück wurde uns von Zeus gewährt und so bot sich ein beeindruckender und beispielloser Blick auf die Sonne und ihre Nebenpole Pazifik und Karibik an. Dieser Eindruck hat all die Schmerzen des Aufstieges vergessen gemacht.
Ich würde behaupten, das ist einer der wenigen Momente im Leben, die sich nicht nur auf einen Kamerasensor „brennen“, sondern vielmehr in dein Gedächtnis. Mir hat es einmal mehr gezeigt, wie klein wir Menschen sind, wie atemberaubend und überwältigen die Natur sein kann. Ein Grund mehr, endlich zu begreifen, dass es diesen Planeten so nur einmal gibt!
Die kleine Gipfelplattform war überraschenderweise voll, ich schätze, das liegt an den Jeeps, die Touristen für Geld, aber wenig körperlichen Einsatz, schnell nach oben bringen. Wenn du ein paar schöne Erinnerungsfotos machen möchtest, warte etwa bis 1h nach Sonnenaufgang.
Was das Gipfelbier und Gipfelkreuz gemeinsam haben
Ein kühles Bier in kühlen 3500 Meter zu trinken wirkt nicht nur doppelt so stark, sondern zeigt auch etwas viel Wichtigeres: Ein Ziel zu erreichen muss gebührend gefeiert werden!
Denn ein Ziel ist nie der Endpunkt, du kannst nicht ankommen – eigentlich geht es auch nicht ums ankommen. Auf einem Gipfel zu sein, ist wie eine Etappe des Weges erreicht zu haben. Jeder Schritt, den du gehst, ist ein Teil des Weges und wenn du vergisst Etappen-Ziele zu feiern und stolz auf dich und deine Leistung zu sein, verlierst du vielleicht auch die Motivation den Weg als das erstrebenswerte Ziel zu erkennen.
Das haben das Gipfelkreuz und das Gipfelbier gemeinsam: Es lädt ein, sich selbst einmal in den Vordergrund zu stellen und auf das Stolz zu sein, was du bis hierhin erreicht hast.
„Du kannst das Spiel des Lebens nicht gewinnen – du kannst es nur spielen! Denn man kann im Leben nicht ankommen“ Dieter Lange
Wer sagt, dass Bergauf laufen schwieriger ist, als bergab ist nicht auf dem Barú gewesen
Es war etwa 8 Uhr als wir beschlossen den Abstieg anzugehen. Rückblickend waren wir also 2 Stunden auf dem Gipfel, was ich als den Sweetspot bezeichnen würde. Denn du erlebst nicht nur den vollen Sonnenaufgang mit goldener Stunde, sondern du taust auch etwas auf. Die Sonnenstrahlen haben direkt Kraft und spenden dir eine große Portion Wärme.
Das erste drittel des 13 km Abstieges war wunderschön, insbesondere weil die Natur um den Berg herum sichtbar ist und dir klar wird, wie viel Eindruck in völliger Dunkelheit verloren geht. Der typische Vulkan Flora und Fauna gemixt. Mit tiefen Blicken durch die Bergketten der Provinz Chiriquí, wo der Barú ist.
Alles, was danach kam, war allerdings eine trockene und rutschige Mischung aus losen Steinen und steilen Abhängen. Für Hüfte und Knie eine hohe Belastung. Nadine und Philipp hatten Wanderstöcke und konnten so etwas sicherer herunterlaufen. Ich empfehle für den Abstieg auf jeden Fall festes und optimales Schuhwerk, Wanderstöcke, Geduld und Kraft in den Beinen. Denn der Abstieg vom Barú ins Tal, wenige Kilometer vor Boquete, ist deutlich schwieriger als der Aufstieg.
Deshalb würde ich noch mal auf den Barú wandern
Vielleicht kommen wir ja irgendwann noch mal nach Panama, denn dann würde ich die Wanderung auf den Barú definitiv erneut durchziehen. Auch, weil wir vorher und auf dem Weg nach oben viele Gleichgesinnte kennenlernen durften. Vergiss nicht, es geht auch darum erlebtes Glück zu teilen, das hält, verbindet uns Menschen und macht einen so beeindruckenden Blick über das Wolkenbett noch intensiver und unvergesslicher.
Vielen Dank an Nadine, Philipp, Maren, Edit und Nick für den gemeinsamen Aufstieg und die Zeit auf dem Gipfel.