Stefan
4. August 2022

7 Monate Reiseerfahrungen

Am 5. Januar 2022 sind wir mit einem Flug von Frankfurt nach Costa Rica gestartet. In wenigen Tagen fliegen wir wieder einmal eine Langstrecke, dieses Mal zurück nach Europa. Das ist schon ein komisches Gefühl und deshalb möchte ich für mich, aber auch für uns beide hier kurz beschreiben, was eine so lange Reise im Kopf und Bauch verändern kann. Meine Reiseerfahrungen:

Reiseerfahrungen – 210 Tage auf Reisen – Status quo

Heute vor 210 Tagen sind wir losgezogen. Ohne konkreten Plan, ohne Jobs und ohne eine feste Unterkunft in Deutschland. Ich kann dir sagen, das war eine herausfordernde Zeit. Emotional gleicht das der bekannten „Achterbahnfahrt“. Etwas aufgeben und sich bewusst auf Neues einlassen, ist leicht gesagt, aber es auch umzusetzen erfordert viel Mut.

„Wohin du auch gehst, geh mit deinem ganzen Herzen.“ – Konfuzius

Mut aufzubringen, das beschreibt auch den jetzigen Status quo relativ gut. Denn Mut zu beweisen ist ein Gefühl, das dich selbst stärkt. Selbstzweifel haben wir beide oft, doch hat mehr als ein halbes Jahr Reisen auch dazu geführt, besser damit umzugehen und Gefühlszustände wie Angst oder Heimweh zu akzeptieren und anzunehmen. Auf Reisen in anderen Ländern und Kulturkreisen kommt es meiner Meinung nicht so sehr darauf an, wie viel du dort genau machst oder siehst. Entscheidend ist es, dir selbst treu zu bleiben und in einem immer wiederkehrendem Rhythmus aus Aufnehmen (genießen) und Verarbeiten eine gute Balance zu finden.

Über die Bedeutung von Zeit

Die Bedeutung von Zeit auf Reisen hatte ich mir vorab nur soviel Gedanken gemacht, als dass wir in etwa festgelegt haben, wie lange wir auf Reisen sein wollen. Doch Zeit spielt eine viel größere Rolle.
Zeit auf Reisen bedeutet, sich den Tag sinnvoll zu gestalten und die Stunden, egal ob im Flugzeug, einer langen Busfahrt oder einer Bergbesteigung als wertvoll wahrzunehmen. Wir haben viel aufgegeben und die verlebte Zeit ist das größte Geschenk, was ich mir selbst bisher gemacht habe.

Denn es geht nicht nur darum, Zeit zu nehmen, um an einen bestimmten Ort reisen zu können. Es geht darum, sich Zeit für sich selbst (in meinem Fall aber auch Zeit für den Partner) zu nehmen. Was im Alltag oft völlig untergeht, weil der aktivierte Autopilot läuft und die Minuten nur so vorbeiziehen.

Zu lernen, zu entspannen, aktiv zu sein, zu meditieren, zu lesen oder nichts zu tun ist wie Laufen lernen, du musst es tun und dir die Zeit nehmen. Eine lange Reise ist ideal dafür, weil du komplett aus deinem definierten Rahmen zu Hause aussteigst. Das ist ein Aspekt am Reisen, der mir vorher überhaupt nicht bewusst war. Das Reisetempo spielt dabei eine wichtige Rolle. Ich kann dir sagen, zu schnell und zu viel zu sehen, ist verdammt anstrengend. Achte also auf ein ausgewogenes Reisetempo und vergiss nicht:

Die Zeit, welche du dir auf Reisen schenkst, wird eine der wertvollsten Phasen deines Lebens sein.

Definiere deine eigene Reise und Stil

Eine der wichtigsten Reiseerfahrungen, die ich im Laufe der letzten 7 Monate gemacht habe, ist es seinen eigenen Reisestil zu finden und zu entwickeln. Wir haben vieles ausprobiert:

  • Als Rucksackreisender ohne Auto unterwegs zu sein und von Hostel zu Hostel fahren
  • Mit Mietauto und einem kleinen Zelt als Camper durchs Land zu streifen
  • Einen Campervan als fahrbaren Untersatz und gleichzeitiges Zuhause zu haben
  • Ein schickes Appartment zu bewohnen und alle Annehmlichkeiten zu besitzen

Das sind alles Reiseerfahrungen, die ich nicht missen möchte. Zugleich passt aber auch nicht alles zu mir, das musste ich auch lernen. So ist es überhaupt nicht in meiner (und zum Glück unserer) Natur in einem Zelt zu leben.

Zu Reisen ist höchst individuell und manchmal tut das auch weh, wenn du merkst, du fühlst dich nicht wohl und möchtest einfach nur weg. Ich kann dir sagen, das ist völlig normal! Wichtig ist, dass du erkennst, welcher Typ du eigentlich bist oder sein willst.

Heimat und die Frage: Wollt ihr Auswandern?

Im Laufe der Zeit hat uns diese Frage immer wieder erreicht. Für mich ist sie auch leicht zu beantworten: Nein, ich habe nicht vor, aus Deutschland auszuwandern.

Ich möchte dir hier aber einen kurzen Impuls mitgeben. Was ist die Frage, hinter der Frage?
Es geht um die Antwort auf die Frage der Heimat und dem Ort, an dem ich glücklich bin. Auswandern ist für mich das Streben nach dem Glück. Es woanders neu versuchen, einen neuen Start wagen und das alte hinter sich zu lassen. Das ist auch völlig legitim und viele tausende beweisen hierbei stets großen Mut. Genau so oft ist es aber nicht erfüllend und verursacht mehr Unglück, als das gegenteilige.

Ich habe mich in den letzten Monaten sehr klar und direkt mit der Frage „Was macht meine Heimat?“ aus beschäftigt. Wichtig ist mir mein gewohntes Umfeld. Ich liebe die Rhön, Fulda und Deutschland im Allgemeinen. Auf unseren Reisen als Deutsche wurden wir immer mit einem positiven Bild wahrgenommen. Deutschland ist für vieles international bekannt. Auch haben wir in wirklich jedem Land Deutsche getroffen. So schlecht, kann unser Deutschland also nicht sein.

Neben der Heimat als Stück Land geht es aber auch um Freunde und Familie. Hier ist für mich der wesentlichste Aspekt, ich möchte in keinem Land leben, wo ich im Herzen unglücklich bin, weil ich meine Freunde und Familie vermisse.

Sich der Frage nach der eigenen heimatlichen Identität bewusst zu sein, ist somit das tragfähige Fundament für ein ganzes Leben. Allein diese Tatsache, hat unserer Reise zu etwas außerordentlich Wertvollem gemacht.

Warum eine Langzeitreise auch für dich gut seien kann

Ja, wir sind keine 5 Jahre oder so weg, das muss es auch gar nicht. All die genannten Aspekte in diesem Artikel führen zu meinem vorläufigen Fazit:

Eine lange Reise zu machen, ob nun allein oder mit Partner, hilft dir, dich selbst besser kennenzulernen. Es hilft dir, Werte und Prinzipien zu entdecken und auszuarbeiten. Ich bin überzeugt, jeder hat diese Reiseerfahrungen verdient. Wenn du die Möglichkeit dazu hast, tue es!
Vor unserer Reise und bei all den Zweifeln stand eigentlich immer eins schon fest: Wir können nur dazugewinnen! Reist du nur einen Tag, hast du was gelernt, reist du viele Tage, hast du viel gelernt. Du hast dabei nie was verloren, nur gewonnen!

 

 

 

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